Premier und ES-KA, Eger  


ALLE BILDER auf dieser Webseite unterliegen dem Copyright und dürfen weder kopiert noch anderweitig verwendet werden !!

Letzte Bearbeitung dieser Seite am 17.02.2022





Premier und ES-KA aus Eger:

Eigentlich beabsichtigte ich, zusammen mit tschechischen Oldtimer-Freunden eine Dokumentation über die beiden Hersteller in Eger zu verfassen.

Nach dem Ausfall der tschechischen Kollegen wollte ich in einer Kurzfassung die Fahrrad- und Motorrad-Firmen Premier und ES-KA in Eger etwas dokumentieren und näher bringen,denn es gibt keine deutsche Literatur zu dem Thema.

Das erweist sich jedoch viel schwieriger und komplexer als erahnt. Denn die Ursprünge dieser Firmen sind verworren, erstrecken sich über mehrere Firmen und Länder und reichen weit in die Vergangenheit. man kann Premier und ES-KA nicht verstehen, befasst man sich nicht mit der Konzern-Geschichte. Natürlich war der 1.Weltkrieg eine gewaltige Zäsur, die fast alle europäischen Länder und Hersteller betraf.

Auch tschechische Dokumentationen helfen kaum - diejenigen, welche sich mit den Motorrädern dieser Firmen befassen, scheinen von der Fahrrad-Fertigung nichts zu wissen und umgekehrt. Noch dazu kann eigentlich keine der genannten Jahreszahlen richtig sein.
Also werde ich umfänglicher vorgehen müssen.

PREMIER, Coventry, England

Für die Anfänge müssen wir zurück in das späte 19. Jahrhundert - die "Premier Cycle Company" in Coventry kann ab 1875 nachgewiesen werden. Premier Rechts eines der ältesten bekannten Email-Schilder, ohne Qellenangabe.
Man fertigte Hochräder, sogenannte "Bone Shaker", mit beträchtlichem Erfolg.
Etwa 1885/86 hatte man die HELICAL-tubes für Rahmenrohre entwickelt, dokumentiert z.B. in Dinglers's Polytechnischem Journal (Dingler), diese waren um Grössenordnungen leichter, stabiler, biegefester als alles Andere auf dem Markt, z.B. gelötete Rohre oder auch nahtlos gezogene Rohre (man musste damals einen recht weichen Stahl verwenden).
Relativ früh (ohne dass ich eine Jahreszahl nennen kann 1896? ) ergänzte man die Fertigung durch Niederräder, die modernen Fahrrädern schon sehr ähneln.

Dafür schuf man einen neuen Fertigungszweig, die "Hillman Herbert Cycle & Co Ltd." (Premier).
Durch die Fertigung der sogenannten "HELICAL" Rahmenrohre, welche um Grössenordnungen leichter, stabiler, biegefester als alles Andere auf dem Markt, und erreichte damit zwar teuere, aber konkurrenzlos leichte und stabile Fahr- und Rennräder. Diese damalige Hochtechnologie wurde ergänzt durch spezielle Muffen und Rahmenverbinder, Radachsen und Radlager eigener Entwicklung von besonderem Leichtlauf und Haltbarkeit, eigener Tretlager-Konstruktion usw.
Helical-Rahmen sind selten, gesucht und teuer !
In England dokumentiert: "As well as bicycles Hillman's company made roller-skates, sewing machines, and ball and roller bearings, of which it pioneered the mass production; Hillman was soon operating four factories in Coventry".

Zwischen 1905 und 1907 begann man in die Motorrad-Fertigung einzusteigen. Es entstand eine eigenständige Motorrad-Fertigung im grösseren Umfang. Ein erstes Motorrad wurde Ende 1908 vorgeführt mit White & Poppe Motor 249 CC und vorderer Gabel von Chater Lea.
1909 brachte man das erste eigene 500ccm-Motorrad heraus. (Premier-Motorräder) Die Fahrrad-Fertigung wurde zugunsten der Motorrad- und Cyclecar-Herstellung zurückgefahren.
Mit dem Primitiv-Auto "Cyclecarry" wolle man ab 1911 Geld verdienen, was gar nicht gut funktionierte, 1920 wurde das Werk an SINGER verkauft.
Weiter in Details zu Coventry möchte ich mich hier nicht verlieren.


PREMIER Helical

Der kommerzielle Erfolg aller Premier-Werke steht und fällt mit dem HEILCAL-Rohr. Erst nachdem es nahtlos gezogene hochfeste Stahlrohre ähnlichen Gewichts gab (ca. 1912) wurde die Herstellung der Helical-Rohre zu teuer. Ich präsentiere hier einen Bericht über die Fertigung und die Qualität der Helical-Rohre aus "Dinglars Polytechnischem Journal von 1885.

Helical

PREMIER Nürnberg

Zur Geschichte der Firma Premier in Nürnberg kann man sich zu 100% auf den Fahrrad-Spezialisten Frank Papperitz und sein Werk "Handbuch deutscher Fahrradmarken" verlassen.
Premier NBG Papperitz ist seit Jahren aktiv in den Vereinen: "Fahrrad-Veteranen-Freunde-Dresden 1990 e.V." und "Historische Fahrräder e.V.".

Premier Nürnberg wurde als 6.Werk von Coventry aus in Nürnberg, Ludwigstr. gegründet und war zunächst nur Vertretung, Vertrieb und Depot.

In Nürnberg-Doos wurden ab 1887 Premier-Fahrräder gefertigt, ab 1896 auch Helical-Rohre für Fahrräder und Tandem, Herr Kastrup ist in der Geschäftsleitung tätig.

Ab 1906 residiert man als "Premier-Cycle-Co LTD" in der Fahrradstr., es werden zerlegbare Rahmen, kettenlose Fahrräder, Automobile und Motordreiräder hergestellt.

Ab 1908 werden in Nürnberg Motorräder gefertigt, 269 ccm Zweitakter mit Zweigang-Getriebe und Riemenantrieb. Daneben unter Werkmeister Arno Dietrich (späterer Ardie-Gründer) auch seitengesteuerte Einzyinder-Viertakter mit 293 und 348 ccm, wobei ein Grossteil der Teile vom Stammwerk in Coventry bezogen wurde. Wegen Urheber-Rechten gibt es hier kein Motorrad-Bild, ein Foto findet man im Buch "von Ardie bis Zündapp" von Tilman Werner auf Seite 24 unten.

Auch in Berlin muss es mal eine Verkaufstelle gegeben haben.

1913 übernimmt Justus Christian Braun die Premier-Werke in Nürnberg. 1915 ist die Geschichte von Premier in Nürnberg beendet.

Nürnberg
Eine Premier-Werbung aus dem Jahre 1897, die Quelle ist mir nicht bekannt.

Kleinwagen
Eine Werbung von 1913, dankenswerterweise von H. Tröltzsch aus Uttenreuth bereitgestellt

Feuerwehr
Das ist einer der wenigen Berichte über die Tätigkeit der Werke unter H. Braun, unbekannte Quelle

Premier_250
Das einzige Bild eines Premier-Motorrades mit 250 ccm, Baujahr 1913, aus Nürnberg, das ich zeigen darf. (Tilman Werner)


PREMIER in Kobe, Japan

Ja, auch da hat es einen Vertrieb und / oder Fertigung gegeben. Das Werk wurde 1912 durch Premier-Eger gegründet. Da ich Japanisch weder in Wort noch Schrift beherrsche, kann man darüber auch im Internet nichts brauchbares finden.

Kobe



PREMIER Eger

Nach dem unendlich langen Anlauf bin ich nun endlich beim eigentlichen Thema angekommen. Wann und wie die Premier-Werke in Eger gegründet wurden, darüber gibt es divergierende Daten. Frank Papperitz berichtet von einer Gründung 1891 aus Coventry, andere Quellen von einer Gründung 1897 aus Nürnberg. Danach kann man sich auf die Angaben von Frank Papperitz nicht mehr so recht verlassen.
Im Gegensatz zu anderen Premier-Werken arbeitet man in Eger sehr effektiv und erfolgreich, man hat ausser Deutschland ja das Königreich Österreich-Ungarn als Absatzgebiet.

Schon 1905 feiert man eine Produktion von 50.000 Fahrrädern im Jahr (Marktanteil über 50%) wie aus einem Bericht der Marburger Zeitung zu entnehmen ist. Zu dieser Zeit ist Svetlik Direktor von Premier Eger und Kastrup Generaldirektor von Premier Nürnberg, die beiden werden 1911 ES-KA in Eger gründen.
Bericht

Ich freue mich zwei Premier-Werbungen aus dieser Zeit in Deutsch (Lavtaler Bote 4/1905) und Polnisch (Kurjer stanis 3/1905) zeigen zu können.
Firmenschild Firmenschild

und hier eine Werbemarke von 1905 aus unbekannter Quelle - ist die Dame nicht hübsch ?
Werbemarke



aus der Österreichischen Fahrrad-und-Auto-Zeitung vom Oktober und November 1906 :
Werbung 1905 Werbung 1906
1907 erreicht man eine Jahresstückzahl von 110.000 Fahrrädern (Marktanteil über 70%).
Allen die sich wundern sei gesagt: Premier hat nur wenig direkt an Endkunden verkauft, sondern meist für "Fahrrad-Firmen" produziert, z.B. Aczel, Atlantic, Britannia, Champion, Cyclop, Drak, Duna, Ekonom, Eros, Ideal, Imperial, Juno, Karpathia, Kohinoor, Komfort, Mars, Montblanc, Möwe, Omega, Pelikan, Postillon, Presto, Skaut, Slavia, Social, Stadion, Standard, Stella, Sudetenland, Sun, Superlight, Tribuna usw.- da ist der Zettel mit der Liste abgerissen - schade !! Bis zum "Z" waren da sicher noch viele Firmen gelistet.


Um dieses Dokument übersichtlicher zu gestalten, wurden die Werbeanzeigen von 1907 bis 1914 in eine eigene Datei ausgelagert.

Ab 1908 werden auch Motorräder aus Nürnberger Produktion angeboten, der Absatz ist minimal.

Daß Premier eine Marktbeherrschung anstrebt und nur noch über Zwischenhändler verkauft und vertreibt, stößt zunehmend auf Widerstand. Sehr viel deutlicher dieser "elitäre Anspruch" in Textform der "Österreichischen Fahrrad-und-Auto-Zeitung" 02/1908

Bericht 1908 Bericht 1908


Aber im Jahr 1911 wird es wieder interessant: In Nürnberg wird das Premier-Werk von Braun aufgekauft, berichtet die Marburger Zeitung.


Der Premier-Generaldirektor Heinrich Kastrup aus Nürnberg und der Direktor von Premier-Eger, Ambros Svetlik, gründen gemeinsam das neue Fahrradwerk "ES-KA" in Eger, die noch 1911 in Betrieb gehen soll, schreibt die "Radfahrer-Zeitung".


Dass die Kundschaft immer mehr gegen das wettbewerbs-einschränkende elitäre Vertriebs-System revoltiert, macht die Sache für Premier nicht einfacher, wie man dem "Feldkirchner Anzeiger" entnehmen kann. 1911 schaltet Premier soviel Werbeanzeigen wie schon lange nicht mehr.

Feldkirchner 1911 Marburg 1911
Radfahrer 1911


Hier kann man einen Einschub aufrufen, einen hochinteressanten Bild-Bericht von 1911 über das Premier-Werk in Eger.

Deutsche Händler weigern sich, die Vertriebsbedingungen von Premier zu akzeptieren. Daraufhin beschließt man bei Premier, die deutschen Händler nicht mehr zu beliefern. Man "sanktioniert", indem man den eigenen Absatz beschneidet und die Händler zur Konkurrenz, zB. ES-KA, treibt.

1912 gründet man das Premier-Werk in Kobe / Japan und wird endgültig international. Den Bericht aus dem Znaimer Wochenblatt vom Januar 1912 kann man nicht zoomen, da Original-Größe.

Salzburger Wacht Znaimer Wochenblatt
Helical-Premier



Ende 1912 kommt es zu einem Arbeitskampf bei Premier - 120 Mitarbeiter im Streik. Über das "Warum" ist wenig überliefert - Arbeitszeit, Arbeitsbedingungen, Arbeitslohn - irgend was war es sicher. Ich denke mal das waren hauptsächlich die Verkaufsbedingungen von Premier-Erzeugnissen an die Premier-Mitarbeiter.

Boehmerwald Arbeiterwille
Grazer Tagblatt


1913 ist das Jahr, in welchem der Premier-Kleinwagen herauskommt, in allen Premier-Werken angeboten und verkauft wird und auch wieder vom Markt verschwindet. Das Premier-Automobil habe ich in eine separate Webseite aisgelagert.

  1913 ist das Jahr, in welchem im Premier-Werk Eger mit der Motorrad-Produktion begonnen wird, diese ist erfolgreich, die Fahrrad-Produktion zurückgefahren.

Ende 1913 beginnt der Zerfall das "weltweiten Premier-Imperiums" - nur das Werk Eger wird überleben.

Es beginnt mit dem "Skandal" im April 1913:
Skandal-1

Skandal-1


Der mit viel Tamtam eingeführte und eigentlich gut angenommene und verkäufliche Kleinwagen muss wieder Eingestellt werden (Produktion in Nürnberg).
Eigentlich sieht es 1913 nicht mal so übel aus für Premier laut dem "Prager Tagblatt" :
Prag Prag


Die Motorrad-Produktion wird von Nürnberg nach Eger verlagert, um den wirtschaftlichen Problem in Deutschland zu entgehen, denn das Werk Nürnberg ist bereits 1913 insolvent, die Abwicklung zieht sich bis 1915 hin. Premier England steht kurz vor der Insolvenz.

Einige Zeitungen berichten Positiv, die "Mährisch-Schlesische Zeitung", die "Salzburger Wacht", der Böhmerwald-Volksbote" (kein Zoom - Original-Format!).
Mähren-Schlesien Mähren-Schlesien
Salzburg Böhmerwald


DENN: der 1.Weltkrieg kündigt sich früh wirtschaftlich an, der Premier-Konzern zerfällt, nur Premier Eger überlebt. Die Fahrrad-Produktion sinkt auf 20.000 Stück. 1914 wird im Fahrrad-Sektor noch Werbung geschaltet, dann ist erst mal Pause.

Das Werk wird 1915 nach Ungarn verkauft, nun ist Sendepause bis 1922 ...

Prag


Natürlich haben sich auch viele Tschechische Historiker um die Premier-Geschichte bemüht.
Hier kurz, aber großteils falsch: AUTO MOTO MUZEUM

Eine Web.Seite aus Österreich, wo man eines dieser Helical-Fahrräder von Premier bewundern kann. Ansonsten habe ich im Web kein derartiges Bike gesehen: Authentische Fahrrad-Oldtimer

Noch eine besonders empfehlenswerte tschechische Seite. Die Anfänge von Premier sind nicht so toll gemacht, aber die Motorrad-Fertigung ab 1922 ist großartig dokumentiert und ich verweise darauf, auch dieweil ich keine Bildrechte für die meisten Fotos besitze:
Motorcari.cz


Da ich davon ausgehe, daß die wenigsten deutschen Leser mit dem tschechischen Text zurechtkommen, hier eine (maschinelle) Übersetzung nach Deutsch. DAS ist keine Raubkopie, sondern eine Hilfe für deutsche Leser.

  Aus dem Kreis der Triumph-Spezialisten erreichte mich eine - bislang nicht verifizierte - Information: Als 1922 die Firma Premier auch in den Motorrad-Markt einsteigen wollte, verhandelte man mit der Fa. Triumph in Nürnberg und vereinbarte einen Lizenzvertrag, so daß die "Triumph Knirps" ab 1923 als "Premier Liliput" bei Premier gefertigt und in der Tschechischslowakischen Republik verkauft werden konnte.

Naja, ein bisschen was habe ich auch noch selbst gesammelt, z.B. aus der "illustrierten Sportzeitung" von 1923 :
Liliput
Liliput

Oder aus der "illustrierten Sportzeitung" von 1925, man beachte den Wechsel von "Premier" zu "Premier-Werke" :

Liliput Es gäbe noch eine Reihe Zeitungsausschnitte von Renn- und Sportveranstaltungen, aber die tschechischen Freunde erzählen das besser und unterhaltsamer. unten Werbung 1930 aus Pilsen:
Und noch etwas interessante "Premier"-Werbung aus dem Pilsner Tagblatt 1930 und 1931. Bis 1940 wird immer wieder über Verkaüfe von Premier, Werksverkauf usw. berichtet.
Pilsen
Pilsen
Zum guten Ende der Premier-Kapitels zwei Fotos aus meinem Fotoarchv: Eine Premier mit JAP-Motor, fotografiert in Domazlice (Veteran Car Clubs Domazlice und eine Premier mit 98ccm-Sachsmotor im Motorrad-Museum Becov nad Teplou. (Muzeum historickych motocyklu)
Domaslice
Becov








ES-KA Eger
ES-KA  werk
Es steht fest, daß der Premier-Generaldirektor Heinrich Kastrup aus Nürnberg und der Direktor von Premier-Eger, Ambros Svetlik, gemeinsam 1911 das neue Fahrradwerk "ES-KA" in Eger gründeten.
WARUM und mit welchem Kapital, das bleibt erst mal offen.

Der ursprüngliche Firmenname ELITE wurde schnell in ES-KA geändert, eine phonetische Transliteration der Anfangsbuchstaben der Namen beider Gründer: ES = Swetlik, KA = Kastrup.

Der deutsche Heinrich Kastrup, geboren am 17.Juni 1860, brachte es aus kleinsten Verhältnissen 1891 zum technischen Direktor des Premier-Werkes in Nürnberg und wurde beauftragt, das Premier-Werk in Eger aufzubauen.
Ambros Swetlik, geboren 29. September 1871 in Bílovec, Bezirk Nový Jicín. Er bildete sich in Opava und dann Sagan (Schlesien) zm Kaufmann aus und studierte in Forst (Lausitz). Er arbeitet als Buchhalter bei Premier in Eger und bringt es bis zum Direktor.

Die Firma ES-KA, ausgeschrieben Kastrup & Swetlik, war zunächst ein reiner Hersteller von Fahrrädern in Eger / Böhmen. Mit den modernsten Fertigungsmaschinen ausgestattet und auf 25.00 Fahrräder pro Jahr ausgelegt, wurden die Fahrräder dieses Herstellers auch unter den Markennamen "IRIS", "PRESTO", "SOZIAL", "CYCLOP" und anderen vertrieben.

Man hat sich sehr früh auf Sport- und Rennräder höchster Qualität spezialisiert, schon 1912 wirbt man mit einer 29-jährigen Produktionsdauer, was nur mit Rückblick auf die "Premier"-Historie möglich ist.


Man schaltet schon 1911 und 1912 einiges an Reklame in der Österreichischen Fahrrad-und-Auto-Zeitung, z.B
ES-ka ES-KA 1912 ES-KA Katalog

Warum die beiden Direktoren ein eigenes Werk gründen mit fast gleicher Produkt-Palette und einem genau gleichen Vertriebskonzept - das muß mir mal jemand erklären.
ES-ka ES-KA Brief

Das Jahr 1913 nutzte ES-KA für Werbung und Erweiterung der Produktpalette in der Österreichischen Fahrrad-und-Auto-Zeitung, z.B
ES-ka ES-KA 1913 ES-KA
ES-ka ES-KA 1913 ES-KA
Im Frühling 1914 gab es noch einen Anlauf, dann stand wegen Krieg alles still. Aus ES-Ka wurde nie wieder ein reuner Fahrrad-Hersteller.
Ganz falsch kann die Entscheidung nicht gewesen sein, denn nach den kriegsbedingten Wirren kam ES-KA deutlich schneller in die Gänge und wurde einer der größten Motorrad-Hersteller in Böhmen / Tschechien.
ES-KA 1914 ES-KA

Swetlik und Kastrup starben 1932 und 1930. Sie waren das ganze Leben aktiv tätig. 1922 gründeten sie in Rokycany eine weitere Fahrradfabrik Tripol, später in Favorit umbenannt. Ab 1920 begann das Unternehmen mit der Produktion von Motorrädern, zunächst mit 75, später 93 cm³ Hubraum. Darüber hinaus wurde das Produktportfolio um Dreiräder, Nähmaschinen und Fahrrad-anhänger erweitert. Unter dem Protektorat wurde die Fahrradproduktion heruntergefahren.

Leider habe ich für den Zeitraum 1920 bis 1933 so gut wie keine Unterlagen finden können. Ganz unten eine Anzeige von 1930 aus Linz.

Auch nach dem Zweiten Weltkrieg findet man kaum Unterlagen, was da im Sozialismus so gelaufen ist. Ich habe weitgehed auf Informationen vom motorkari.cz zurückgegriffen. Es gibt ein Buch zum Thema, leider nur in Tschechisch.
ES-ka ES-KA ES-KA

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Unternehmen verstaatlicht und die Fahrradproduktion wieder aufgenommen.
Nach 1948 war Eska dem Ceská Zbrojovka Strakonice Konzern angegliedert, aber ab 1950 wurde das Werk unabhängig und übernahm auch das Premier-Werk.
1953 wurde die eigenständige Landesgesellschaft Favorit Rokycany von Eska Cheb abgetrennt und 1958 wieder in die Landesgesellschaft Eska Cheb integriert.

1930 Während der sozialistischen Ära wurde das Produktionsprogramm vereinheitlicht, Eska produzierte sowohl Herren- als auch Damen-Tourenräder.
Das Sortiment wurde zum Beispiel um Falträder erweitert. Eska arbeitete eng mit seiner Schwesterfirma Favorit zusammen, es wurden viele Gleichteile verwendet.
Favorit spezialisierte sich jedoch mehr auf sportliche Rennräder.
Weit verbreitet auf tschechoslowakischen Straßen waren vor allem lokal hergestellte Fahrräder der Marken Favorit Rokycany, Liberta MelnÍk, Velamos Sobotín/Petrov nad Desnou und Eska.
Die Importe aus den MOEL-Ländern waren gering. Der größte Teil der tschechoslowakischen Fahrräd-Produktion war für den Export in den Ostblock und in westliche Länder bestimmt.

Mitte der 90er Jahre zeigte sich, dass Eska nicht mit den neuesten Trends im Fahrradbau Schritt halten konnte.
Das verschuldete Staatsunternehmen wurde daher von einem privaten Unternehmer übernommen.
Allerdings verschuldete dieser das Unternehmen noch mehr, er reduzierte nach und nach die Produktion, verkaufte Maschinen und entließ Mitarbeiter.
2006 war mit em Abriss der Fabrik-Bauwerke alles zu Ende. Hier findet man weitere Informationen zu ES-KA: motorkari.cz

Es gibt einen ES-KA Veteranen Club, leider ohne Web- oder Email-Adresse:

Spisová znacka
L 5728/KSHK Krajsky soud v Hradci Králové
ES-KA veterán klub
Sídlo
Arnosta z Pardubic 2606, Zelené Predmêstí,
530 02 Pardubice

Es ist sehr sehr schwer, Unterlagen über diesen Hersteller zu finden. Meine letzten Informationen über ES-KA stammen aus 1930.