Piccolo-Motorschlitten  


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Hier ist eine ganz tolle Motorschlitten-Geschichte aus dem Erzgebirgischen Bergbaugebiet rund um Annaberg in Sachsen, wo es neben der Heimatgeschichte auch um Piccolo-Fahrzeuge und -Technik geht.
wer da Bilder oder Informationen hat - bitte Nachricht an info@spitzerer.de

Der PICCOLO-Motorschlitten
Möglicherweise findet sich ein Leser, der mir bei dieser höchst interessanten Konstruktion weiterhelfen kann.
Herr R.Esslinger, ein Enkel der Fam.Hunger, hat beim Leerräumen seines Geburtshauses in Mildenau auf dem Dachboden ein Bild entdeckt (siehe unten), das kostbar gerahmte Bild wurde von Albin Meiche, Hoffotograf aus Annaberg, aufgenommen. (In Annaberg fand bereits eine Ausstellung über diesen Fotografen statt).
 
schlitten
 
Dankenswerterweise hat Herr Esslinger das Bild nicht einfach entsorgt, sondern genau augesehen und die Fachleute über den Fund informiert. Auf den Foto gibt es sehr Interessantes zu sehen: ein Motorschlitten vor einem inposanten Gebäudekomplex. Man hat einem Piccolo V2 der Firma Ruppe & Sohn, Baujahr ca. 1908-1909, seiner Achsen beraubt, hinten Kufen und eine Art "Schaufelrad-Antrieb" montiert und die Vorderachse durch einen Drehschemel mit Kufen ersetzt.
 
schlitten
 
Der Heimatforscher Herr Mauersberger aus Steinbach konnte weitere Bilder und Informationen beistellen: Bei der Schlittenbesatzung dürfte es sich um die Brüder Beyer (Eigentümer der Fabrik) und den Chauffeur handeln. Diese besaßen das Mittel- und auch das Oberschmiedeberger ehemalige Hammerwerk in der Nachfolge. Beschäftigt haben sich diese mit der Pappenherstellung. Die Gebäude auf dem Bild sind die ehemalige Hammerschänke (Fachwerkhaus mit Türmchen, Glocke und Uhr, war bis vor wenigen Jahren noch Gasthaus - Besitzer verstorben; z.Zt. geschlossen) und das ehemalige Hammerherrenhaus. Zu diesem Zeitpunkt der Wohnsitz der Gebr. Beyer, heute ebenfalls Wohnhaus. Die Fabrikanlagen (hauptsächlich Trockenschuppen) befinden sich teilweise links von der Straße, aufgenommen ca. 1910 in Mittelschmiedeberg / Sachsen. Das Foto unten zeigt ebenfalls den Motorschlitten, der möglicherweise bei der Inspektion der Bahnlinie Wolkenstein - Jöhstadt eingesetzt wurde.
 
Schlitten
 
Die Brüder Beyer besassen auch ein Automobil, das Foto unten stammt aus einem Fotoalbum des Chauffeurs Hermann Krauße. Die Besitzer dieses Piccolo, hergestellt von der Fa. Ruppe & Sohn in Apolda, haben viel Geld für Zusatz-Ausstattung wie Beleuchtung, Hupe, Verdeck und Leder-Spritzschutz ausgegeben. Was sich da unter der mittleren Abdeckung werbirgt - da kann ich nur raten. Wie man an der Plakette erkennt, waren die Besitzer Mitglied im Deutschen Automobil-Club. Anhand dem aussenliegenden Auspuff des luftgekühlten V2-Motors und an der Ventilator-Abdeckung kann man das Baujahr auf 1906/1907 festlegen, denn noch 1905 war der Ventilator von einer Art Messing-Dose abgedeckt. Das Zweigang-Getriebe mit Rückwärtsgang war angesichts des Erzgebirges bitter nötig. Das Fahrzeug sollte einen Vis-a-Vis- Aufbau haben, anscheinend hat man die vordere Sitzbank ausgebaut, zusammengeklappt oder abgedeckt.
 
piccolo
 
Bislang konnte ich nicht ermitteln, wer diesen "Schaufelrad-Schlitten-Antrieb" konstruiert hat. Zwei wesentlich spätere Bilder zeigen enen Einzylinder-Motorschlitten bei Oberschaar (heute Ortsteil von Arnsfeld/Mildenau) mit einem sehr ähnlichen Antrieb. Das linke Bild stammt von Herrn Seifert aus Kleinolbersdorf, die Personen auf dem Bild sind Hermann Krauße und sein ältester Sohn Karl. Hermann Krauße ist die stehende Person im linken Bild. Auch dieser Schlitten ist mit den damals sehr teueren Fahrrad-Acetylen-Scheinwerfern ausgerüstet.
 
schlittenschlitten


SchaufelradEinen Schlitten-Antrieb wie diesen habe ich noch nie gesehen und es ist auch in der Literatur nichts darüber bekannt. Was passierte, wenn dieses Schaufelrad auf was "Hartes" traf, müchte ich lieber nicht wissen. Aber allem Anschein nach hat sich der Antrieb im Erzgebirge bewährt. Möglicherweise erkennt jemand die Schaufelrad-Technik (rechts vergrößert) und kann Auskuft zum Hersteller geben.

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